Autor: Julia Ben Abdallah

Julia Ben Abdallah is an art historian and co-founded the collective for art critique POKUS - Poetische Kunstkritik Berlin in 2019. While aspiring to an accessible and independent art critique, she has a strong interest for outsider art (Art Brut) and anchors her work in a feminist intersectional perspective.

Helga Sophia Goetze

Was Helga Goetze in erster Linie auszeichnet, ist die unerschütterliche Beharrlichkeit, mit der sie an dem Umsturz schwerwiegender gesellschaftlicher Tabus arbeitete. Vor allem die Darstellung der Sexualität als Akt der Befreiung und der Ermächtigung – gerade für Frauen – steht im Zentrum ihrer multimedialen Praxis.

Paola Yacoub, "Radical Grounds", 2020.

Wo sind die Grenzen? Ein Gespräch mit Paola Yacoub

„Indem ich die Geschichte des Libanon durch Archäologie aufarbeite, möchte ich aus der für meine Generation typischen skeptischen Haltung gegenüber Dokumenten ausbrechen. Ich identifiziere mich eher mit den jüngeren Akteuren der Revolution, die, wie ich auch, mit diesem konventionellen Skeptizismus nichts anfangen können.“

لِبيروت (An Beirut)

Auch an diesem Sonntagmorgen, lustiger Zufall oder heimliches Orakel, schallt Fairuz’s Stimme in meinem Kopf. لِبيروت (An Beirut). An diesem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, dass ich am Nachmittag die Ausstellung von Paola Yacoub, „BEY002“, besuchen werde.

Auf der Suche nach Eros

Seien sie als Pornografie oder Kunst kategorisiert, die erotischen Darstellungen spiegeln meistens zahlreiche Stigmatisierungen und gesellschaftliche Normen wieder, die zur Unterdrückung eines Teils der Menschheit – unter vielen anderen Frauen – beitragen. Diese Darstellungen, oder die Tatsache, dass diese Darstellungen als erotisch kategorisiert werden, verstärken diese Normen immer mehr.

To the memory of Jeanne-Claude

„Christo und Jeanne-Claude“ ist der offizielle Name des Künstler*innen-Duos seit 1994. Dennoch werden sie weiterhin oftmals lediglich “Christo” genannt. Diese Art, Sätze zu formulieren, wo Jeanne-Claude wortwörtlich verschwindet, ist sehr aufschlussreich. Kurator*innen haben die Verantwortung und die Herausforderung, die patriarchale Darstellung von Christo und Jeanne-Claudes Kunst zu dekonstruieren.

Hans Krüsi, a Soundtrack

In John Cages und in Hans Krüsis Werken begegnen sich Töne diverser Herkunft. Frösche, Schweine, Insekten und Züge begegnen Sänger*innen, menschlichem Lachen, Radiosendungen und allen möglichen Arten von unerkennbarem Quietschen. Sie begegnen sich, weil sie alle auf die gleiche Ebene gestellt werden. Die Hierarchie der Geräusche ist hier definitiv abgeschafft.

„As We Used To Float“ Julian Charrière

In dem Rundgang, den ich hiermit noch einmal durchlaufe, ist jedes Element doppelseitig. Jede Landschaft und jeder Bestandteil der Landschaft enthält ein unbeschreibliches und unscharfes Rätsel. Das Rätsel hat mit einer Art Zwiespältigkeit zu tun. Oder vielmehr mit einer Ambivalenz. Jedes Objekt hat eine doppelte Identität und verrät auch nichts anderes als diese Duplizität, ohne sie weiter zu erläutern.